Donnerstag, 12. Dezember 2013

Land unter

Es ist nicht einmal 2 Wochen her, dass wir noch im T-Shirt zur Uni gefahren sind. 20° waren es da mindestens noch. Doch seit ein paar Tagen sieht es hier ein bisschen anders aus, denn der Winter ist angekommen.
Ja, auch im Nahen Osten gibt es Winter und Temperaturen wenig über 0°. Aber nicht nur das, sondern auch massig Regen und sogar Schnee.
Angefangen hat es mit etwas Regen, bei dem ich leider feststellen musste, dass mein Fenster nicht ganz dicht ist. An zwei stellen sickert Wasser durch. Hört sich vielleicht schlimm an, aber so ist das hier halt. Und so viel ist es nun auch nicht. Immernoch besser als bei einigen anderen aus unserem Programm, wo z.T. das halbe Zimmer unter Wasser steht, weil der Regen schlicht die Wand runter läuft und man morgens erstmal eine Runde baden gehen kann, bevor man den Siff versucht auf zu wischen.
Zum Glück ist unser Vermieter ziemlich auf zack und hat das eine Loch bei meinem Fenster mit ein paar Handgriffen geschlossen, doch das andere kann erst gemacht werden, wenn es wieder trockener ist, da sonst das Silikon - zum abdichten - nicht hält.
Auf den Straßen bilden sich kleine Bäche und große Pfützen. Das Wasser fließt - wenn überhaupt - nur schlecht ab und ich erinnere mich an meinen Erdkunde Leistungskurs, wo wir über "Flächenversiegelung" gesprochen haben. Auf deutsch: Dadurch, dass überall Asphalt und ähnliches auf dem Boden liegt, kann das Wasser logischerweise nicht einfach in den Boden einsickern, was es ohne den Asphalt tun würde. Dazu kommt noch das Problem, dass ich bisher nur wenige Gullis entdeckt habe, die das Wasser aufnehmen könnten. Aber wie es so schön heißt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.


Eines der wenigen Exemplare "Gulli"

Nun gut, soviel zum Regen. Anders als in Deutschland gibt es hier jedoch noch ein weiteres, für uns eher ungewöhnliches Problem: Keine Heizungen. Oder zumindest bei den meisten von uns nicht. Die ersten sehen ihren eigenen Atem in der Wohnung. Kein Spaß! Zwar gibt es Heizstrahler oder Heizkörper, die über die Steckdose funktionieren, aber die sind mehr oder weniger effektiv und verbrauchen einiges an Energie.
Warum man keine Heizungen hat? Nun ja, es gibt Wohnungen, da habe ich schon welche gesichtet, aber ich vermute, dass es einfach als nicht so wichtig angesehen wird. Viele können ihre Klimaanlage so einstellen, dass sie heizen oder haben eben Heizstrahler, wie Matze und ich. Und vor allem ist ja in etwa 2 Monaten wieder alles vorbei. Nachts, wenn es wirklich kalt ist (in Jerusalem z.T. auch leicht unter Null), liegt man ja unter einer Decke (oder unter mehreren in einem Schlafsack) und tagsüber kann man sich ja entsprechend anziehen.
So ganz klar ist es mir nicht, warum es so ist. Aber so ist es halt. Ach so, die Häuser sind zudem nicht so isoliert, wie in Deutschland.
Die Lebensrettung: Heizstrahler
Kommen wir nun zu heute, oder besser erst zu gestern Abend. Da bekamen wir nämlich eine Mail von der Uni, dass wir uns gefasst machen sollen auf das Wetter, was kommen wird und uns möglichst für die nächsten Tage schonmal einkaufen sollen. Wieder keine Spaß! (Hier in englisch: "We recommend that you dress appropriately and purchase food today for the next few days.") Aber gleichzeitig hieß es, dass morgen die Uni stattfindet, trotz möglichen Schnees.
Nun gut, wir nahmen es nicht so ernst und dachten uns, wir sind aus Deutschland, wir kennen schlimmeres. Heute morgen wachte ich auf und es hatte tatsächlich geschneit. Nun gut, ich ging also zur Uni. In Straßenbahn und Bus sitzend musste ich lange grinsen, denn das bisschen Schnee hatte dafür gesorgt, dass kaum jemand unterwegs war. Ein paar Eltern mit Kindern sah man, alle am grinsen und sich über den Schnee freuend.
Bei der Uni angekommen wurde schnell klar, dass doch alles ausfällt. Esther, Christoph und ich tranken noch einen Tee/Kaffee zusammen und quatschten ein bisschen. Dann wollte ich eigentlich noch in die Bib und lernen, doch sie hatte ebenfalls geschlossen - als ich ankam war sie aber noch offen. Nun gut. Fix noch ein Foto von einer Palme im Schnee und ab nach Hause. Wir nahmen den letzten Bus (es gab extra Leute, die alle aus den Gebäuden schmissen, damit man überhaupt noch weg kommt) und ab gings.
Wer jetzt denkt, dass hier ein Schneesturm mit einem halben Meter Neuschnee gewütet hat, der liegt falsch. Man muss immer bedenken, dass man hier einfach keinen Schnee gewohnt ist. Zwar gibt es jedes Jahr Schnee, doch meistens nur auf dem Hermon, wo man sogar Skifahren kann und nicht in Jerusalem oder Umgebung (obwohl es letztes Jahr auch welchen gab). Niemand wird hier Winterreifen haben und ich habe weder Schneeschippen noch richtige Räumfahrzeuge gesehen, nur Bagger und anderes Gerät, was als solches aushelfen sollte.
Warum auch, ist ja bald wieder vorbei.
besagte Palme mit Schnee


Viele Läden hatten heute wirklich zu - die Warnung der Uni war also nicht ganz unberechtigt.
Zuflucht bei Johannes. Mit leckeren Keksen von seiner Oma und Tee.

Große, eklige Suppe, da schon wieder alles schmilzt.